Was benötigen Aquarienpflanzen zum Leben

21.01.2018
|
1266
|

Was benötigen unsere Aquarienpflanzen zum Leben

Jeder Aquarianer kennt aus der Fachliteratur oder aus Zeitschriften die vor sattem Grün strotzenden „Holländischen Pflanzenaquarien“. Meistens ärgert man sich im weiteren, warum gelingt einem nicht auch so ein Unterwasserdschungel. Dies ist prinzipiell nichts anderes als ein Produkt fleißigen Gärtnerns (hier halt unter Wasser), und hier und da eines grünen Daumens. Es kann aber grundsätzlich festgehalten werden, dass es in der Regel nicht ausreicht, Kies und Wasser in den Glaskasten zu kippen, Pflanzen und Fische dazu, Deckel mit Licht darüber – und Feierabend. Das wird mit großer Sicherheit schiefgehen: Pflanzen, die absterben, ein „freundlicher“ Algenwuchs – und Fische, die auch nicht unbedingt glücklich in die Welt schauen.

So wie Mensch und Tier benötigen die Pflanzen auch einige Faktoren zum Leben. Welche sind dies? Die folgenden Zeilen sollen in einem groben Überblick Antwort auf diese Frage geben.

Licht:

Im Gegensatz zu uns Menschen und den Tieren , die für ihre Lebensenergie Nahrung zu sich nehmen müssen, sind Pflanzen vom Licht abhängig. Lichtenergie nutzen die Pflanzen, um wachsen zu können. Dieser Vorgang wird von den Biologen Photosynthese genannt. Hierzu sind aber einige Bausteine notwendig, damit dieser Vorgang im Tagesverlauf wie an einem Fabrikfließband ablaufen kann. Dieser Ablauf ist für alle Pflanzen, unabhängig ob über oder unter Wasser, gleich. Die Bausteine sind im im weiteren Verlauf beschrieben.

In der Aquaristik sollte beim Licht auf folgendes hingewiesen werden. Hier gilt nicht die Gleichung, viel hilft viel. Es gibt Pflanzen, die den Schatten bevorzugen (z.B. Anubias oder auch viele Cryptocorynen) und solche, die es heller mögen (z.B. Cabomba). Insofern sollte bei der Pflanzenauswahl in der verfügbaren Fachliteratur hierauf geachtet werden. In der Regel ist eine Beleuchtungsdauer von 8-10 Std. am Tag ausreichend. Als Lichtquellen haben sich die guten alten Leuchstoffröhren bewährt. Ich habe sehr gute Erfahrungen bei einem Becken mit den Grundmaßen 1,5 x 0,6 x 0,5 m mit zwei Röhren a 36 Watt gesammelt. Cryptocorynen, Echinodorus, Crinum (Hakenlilie) Limnophila (zeitweise auch Cabomba) und Anubien wachsen unter den gegebenen Bedingungen sehr gut. Als Röhren verwende ich gerne Triton oder AquaGlo/PowerGlo. Allerdings muss jeder für sich selbst experimentieren, denn bekanntermaßen führen  viele Wege nach Rom. Es gibt eine Menge anderer Röhrentypen, die ebenfalls gute Ergebnisse erzielen (Recherche im Fachhandel!). Nur von einem sollte man die Finger lassen, dass sind die guten weißen „Baumarkt-Röhren“, die zwar preisgünstig sind – aber auch günstig für das Algenwachstum.

Darüber hinaus gibt es Hobbykollegen, die auch andere Lichtquellen wie HQL erfolgreich einsetzen.

Kohlendioxid:

Der Grundbaustein des Wachstums ist das Kohlendioxid. Dies wird von Mensch und Tier mit der Atmung ausgeschieden und ist in der Regel ausreichend vorhanden. Für die Photosynthese nimmt die Pflanze Kohlendioxid auf und baut dieses zum Wachstum in ihre Substanz ein.

Unter Wasser kann durch eine Kohlendioxid-Düngung die Versorgungslage für die Pflanzen optimiert werden. Selbst habe ich zwar noch keine Düngungsanlage betrieben, aber die Erfolge spiegeln sich in den eingangs genannten „Holländischen Pflanzenaquarien“ wieder, wo eine Kohlenstoffdüngung wesentlich ist. Zum erforderlichen Equipment und praktischen Erfahrungen sollte man sich im guten Fachhandel informieren, zum anderen sind hier weitergehende praktische Erfahrungen erhältlich.

Nährstoffe:

Hierunter werden die Stoffe verstanden, die für das Pflanzenleben unabdingbar sind. Im allgemeinen fallen hierunter Stickstoff, Phosphor, Schwefel, Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen. Leidet eine Pflanze an einer Unterversorgung dieser Stoffe, kommt es zu Mangelerscheinungen wie beispielsweise der Eisenchlorose (Eisenmangel – ausgilbende Blätter).

Stickstoff und Phosphor sind in der Natur für das Pflanzenwachstum häufig limitierende Faktoren, bei uns im Aquarium eher nicht. Über das Fischfutter wird von diesen Stoffen mehr als genug in das Aquarium eingetragen. Durch das Überangebot im Wasser freuen sich dann häufig Algen, die allgegenwärtig sind und „aufblühen“ (aber das ist ein anderes Thema). Also sollte der Aquarianer sehen, dass Stickstoff und Phosphor auch nur in den erforderlichen Konzentrationswerten vorhanden ist.

Beim Stickstoff handelt es sich um Ammonium und Nitrat, was von den Pflanzen verwertet wird, beim Phosphor zumeist um das sogenannte ortho-Phosphat. Für günstige Verhältnisse liegen beim Nitrat die Konzentrationen unter 50 mg/l, beim Ammonium bis 0,25 mg/l und beim Phosphat bis 1 mg/l. Beeinflussen lässt sich die Nährstoffanreicherung im Aquarium am besten über den klassischen Wasserwechsel oder schnellwüchsige Pflanzen (z.B. Hornkraut Ceratophyllum oder Sumatrafarn).

Bei den Elementen Schwefel, Kalium, Calcium und Magnesium erfolgt natürlich auch über das Futter ein gewisser Eintrag. Aber diese Stoffe zeigen im allgemeinen nicht die durchschlagende Wirkung wie der Stickstoff oder das Phosphor. Mangelerscheinungen treten meist seltener auf, sind dann auch schwieriger zu erkennen.

Beim Eisen ist eine ausreichende Versorgung wichtig, da es eine wichtige Rolle beim Photosyntheseprozess spielt. Eisen tritt in zwei Formen auf: Oxidiert  als Eisen(III) bzw. reduziert als Eisen(II). Bei guter Sauerstoffversorgung im Wasser (und das sollte in unseren Aquarien selbstverständlich sein) liegt das Eisen in der oxidierten Form vor, was aber nicht gelöst und somit pflanzenverfügbar ist. Also sollte zeitweise Eisen gedüngt werden, um einen günstigen Konzentrationsbereich bis zu 0,2 mg/l zu erreichen. Im Dünger ist das Eisen komplex gebunden (meist als Eisencitrat) und steht den Pflanzen so für einen gewissen Zeitraum im Wasser zur Verfügung, ohne oxidiert zu werden und auszufallen. Über den Düngerythmus muss man selbst ein klein wenig experimentieren. In meinem Aquarium habe ich zeitweise monatlich mit Eisentabletten gearbeitet, was ausreichte.

Spurenelemente:

Hierbei handelt es sich um Stoffe, die für das Pflanzenwachstum von geringerem Bedarf sind, wie Mangan, Kupfer, Molybdän, Zink oder Bor. Je nach Pflanzenart zeigen sich bei den Spurenelementen unterschiedlichste Ansprüche, wobei diese Stoffe allgemein nur in geringsten Konzentrationen erforderlich sind. Mangelerscheinungen sind hierbei zumeist schwierig anzusprechen und verlangen einige Erfahrung. Es ist aber davon auszugehen, dass über das Fischfutter ein ausreichender Input erfolgt. Darüber hinaus bieten Dünger je nach Notwendigkeit eine weitere Quelle. Pauschal wie bei einem Kochrezept können für die Spurenelemente keine einfachen Düngehinweise gegeben werden –   gerade in diesem Bereich muss auch etwas experimentiert werden.

Als weitere Parameter stellen natürlich wie bei den Fischen die Wassertemperatur, der pH-Wert, der elektrische Leitwert und die Wasserhärte wichtige Faktoren dar, da sie den Wasserchemismus – und damit auch das Pflanzenwachstum – deutlich beeinflussen. Die im Warmwasseraquarium angeratenen Standardtemperaturen um die 25 °C werden durch die meisten in Kultur befindlichen Aquarienpflanzen  toleriert. Man sollte aber darauf achten, wenn zum Beispiel eine Kaltwasserpflanze wie die Wasserpest Elodea canadensis eingesetzt wird, dass eine zu hohe Dauertemperatur (hier über 22 °C) zum Absterben der Pflanze führt. Im Aquarienmilieu liegt der pH-Wert meist um den Neutralpunkt im Bereich zwischen pH 6-8, was für die meisten Wasserpflanzen gut ist. Gleiches gilt prinzipiell auch für den Leitwert und die Wasserhärte. Da beide Parameter direkt durch den Salzgehalt des Wassers beeinflusst werden (z..B. Carbonate) und sich auf den pH-Wert auswirken, sollten zum Beispiel Pflanzen aus Weichwasserverhältnissen (z.B. einige Schwertpflanzen Echinodoren) unter den  entsprechenden Milieubedingungen gehalten werden.

Beim Düngen ist zu beachten, dass im Fachhandel Mittel in Flüssig- oder Tablettenform angeboten werden. Bei Sumpfpflanzen (wie Anubien oder Echinodoren) sollten primär Düngetabletten in den Boden eingebracht werden, da diese die Nährstoffe vorwiegend über die Wurzeln aufnehmen. Umgedreht verhält es sich bei den Wasserpflanzen (wie Valisnerien).

Hinsichtlich des Bodengrundes sollte beachtet werden, dass feiner Sand aufgrund seiner Dichte für das Pflanzenwachstum ungünstig ist. Er ermöglicht nur einen geringen Stoffaustausch und führt leicht zu aneroben (sauerstofffreien) Zonen. Als günstig kann ein Aquarienkies mit einer Körnung von im Mittel 1-4 mm eingestuft werden (am besten Flusskies). Die Mächtigkeit des Bodengrundes im Aquarium sollte mindestens über 5 cm betragen.

Eckhard Fischer, Aquarienverein Hildesheim

Gärtnereikultur Papyrusgras

Kategorien:
Schlagwörter: