Limnophila sessiliflora

19.01.2018
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Wasserpflanzen mit feinfiedrigem Blattwerk als optische Ergänzung zu Anubias und Co. – Cabomba, oder warum nicht auch Limnophila

Jeder Aquarist wird beim Befüllen seines heimischen Teiches früher oder später vor der schwierigen Wahl stehen, „wie begrüne ich meinen Unterwassergarten?“ Das Angebot in den Fachhandlungen hält hier ein reichhaltiges Sortiment an diversen Arten und Sorten bereit, wo dann die Qual der Wahl über einen kommt.

Viele Pflanzen im Angebot besitzen häufig ganzrandiges Blattwerk zumeist in rundlicher, spateliger oder lanzettlicher Form wie bei den Anubien (Afrikanische Speerblätter), Echinodoren (Amazonas-Schwertpflanzen) oder Cryptocorynen (Wasserkelche). Daneben bieten sich noch Arten mit langem fädigen Blattwerk an, wie Valisnerien oder Hakenlilien (Crinum), oder aber andere Stengelpflanzen mit ganzrandigem Blattwerk (z. B. Ludwigien) oder gefiederten Blättern (z.B. Myriophyllum).

Hat sich der geneigte Aquarist nun zu einer Auswahl für die Teichbegrünung durchgerungen, beschleicht einen im Nachgang vielleicht der Gedanke, ob es nicht noch andere Farben oder Formen für eine Auflockerung des Bildes hätten sein könnten.

Für den Fall einer solchen Situation möchte ich auf eine mögliche Alternative aufmerksam machen, die zu einer Abrundung des Unterwasserbildes beitragen. Zur oben genannten Pflanzenauswahl bieten Arten mit feinfiedrigem Blattwerk eine optische Auflockerung der gesamten Unterwassersilhouette.

Limnophila sessiliflora

Geht man nun mit dieser Frage gezielt auf den Fachhändler zu, wird das erste Augenmerk mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Cabomba-Arten fallen. So ist es auch mir vor einer Reihe von Jahren ergangen. Ich erstand ein paar Bündel der Cabomba caroliniana und zog in fröhlicher Manier nach Hause, um eine Vegetationslücke meines damaligen 200 l-Beckens zu füllen. Das Becken hatte einen Bodengrund aus Silikatkies (Körnung 3-6 mm) mit einer Mächtigkeit von 5-10 cm. Die Stecklinge waren gut durchwurzelt. Ich kürzte das Wurzelwerk ein wenig ein und setzte die Pflänzchen an ihren neuen Standort. Die Beleuchtung bestand aus zwei Grolux-Leuchtstoffröhren a 30 Watt (Beleuchtungsdauer 12 Std./Tag). Regelmäßige Düngerzusätze in Wasser oder Bodengrund erfolgten nicht. Ein Wasserwechsel wurde etwa alle 4 Wochen durchgeführt, indem etwa 1/3 des Beckeninhaltes gegen frisches Leitungswasser ausgetauscht wurde. Der mittlere pH-Wert des Wassers lag etwa bei pH 7.

Zunächst schien alles gut anzulaufen. Die Cabomba-Stecklinge wuchsen an, zeigten aber kein übermäßiges Wachstum. Nachdem einmal der Wasserwechsel-Rhythmus sich verlängerte auf über 2 Monate, warfen die Cabomba ihr Blattwerk ab und fielen regelrecht auseinander. Als Ursache dieses Vorgangs ist ein zu hoher Nitratgehalt im Wasser von deutlich über 50 mg/l zu vermuten (wurde seinerzeit leider nicht durch eine Nachmessung bestätigt). Später konnte ich nach einem ähnlichen Ereignis mittels eines Tüpfeltests eine Nitratkonzentration im Wasser von etwa 100 mg/l nachweisen. Trotzdem andere Pflanzen (z.B. Anubias oder Cryptocorynen) nicht so schnell eine Reaktion zeigten, gibt dies einen deutlichen Hinweis darauf, dass höhere Nitratbelastungen im Wasser im Sinne der Pflanzen unbedingt vermieden werden sollen.

Da durch Fischfutter regelmäßig auch Nachschub für eine Nitratbildung geliefert wird, empfiehlt sich hier ein regelmäßiger Wasserwechsel mindestens alle 4 Wochen zu 1/3-1/2 des Aquarieninhaltes. Dies kann für den Durchschnittsaquarianer als das probate alte Hausmittel gegen unerwünschte Stickstoffanreicherungen eingestuft werden.

Während eines Teneriffa-Urlaubes 1998 ergab sich ein Besuch der früheren Wasserpflanzengärtnerei Las Lucanas. Im Gespräch mit der Leitung der Gärtnerei, Herrn Lothar Schattat und seinem Sohn Herrn Olivier Schattat, sprach ich das o.g. Thema an und fand mit meinen Erfahrungen hinsichtlich Cabomba grundlegende Bestätigung. Als genügsame Alternative zu Cabomba regte Herr Schattat sen. Limnophila an, die in ihrem Erscheinungsbild Cabomba sehr ähnlich aussieht. Das Projekt Limnophila war geboren. So wurde entsprechend eine Reihe von Stecklingen der Art Limnophila sessiliflora für den heimischen Versuch in mehreren Aquarien vorgesehen.

Für den Kulturversuch wurden zwei Wege gewählt:

  • Pflanzen-Aquarium (450 l) mit südamerikanischen/afrikanischen Salmlern und Zwergbuntbarschen, sowie diversen Saugwelsen. Beleuchtung ca. 10 Std./Tag mit 2 x 30 Watt Triton-Leuchtstoffröhren. Monatlicher Wasserwechsel ca. ½ des Beckeninhaltes, mittlerer pH-Wert ca. pH 7. Bodengrund aus Feinkies mit einer Körnung von etwa 1 mm und etwa 5-10 cm Mächtigkeit, incl. Beimengung von etwa 5 Eimern Düngesand (Fa. Sera). Düngezusatz Eisencitrat in Tablettenform alle 2 Monate.
  • Ostafrika-Aquarium mit Grabenbruchsee-Cichliden (320 l). Beleuchtung etwa 8 Std/Tag mit 1 x 18 Watt Triton-Leuchstoffröhre. Monatlicher Wasserwechsel ca. ½ des Beckeninhaltes, mittlerer pH-Wert ca. pH 7,5-8. Bodengrund aus Sand etwa 8 cm Mächtigkeit. Keine Düngezusätze.

Der Versuchsansatz 1 verlief sehr erfolgreich. Die gut durchwurzelten Pflanzen wurden vor dem Einpflanzen im Wurzelbereich etwa eingekürzt und wuchsen sehr schnell an. Der Wuchs ist so stark, dass zu jedem Wasserwechsel ein Zurückschneiden der Pflanzen erforderlich ist. Die abgeschnittenen Bestandteile können, wie bei anderen Stengelpflanzen auch, wieder eingepflanzt werden und bilden somit neue Pflanzen (vegetative Art der Vermehrung). In der bisherigen Kultur der Limnophila sessiliflora in diesem Aquarium konnte zu keinem Zeitpunkt bisher eine negativer Einfluss auf das Wachstum beobachtet werden – auch wenn einmal der Wasserwechselrythmus sich verlängerte oder keine Düngung erfolgte!

Im Versuchsansatz 2 konnte allerdings kein Erfolgs festgestellt werden. Die eingepflanzten Stecklinge hielten sich zwar eine Weile, stagnierten aber und zeigten kein Wachstum. Als Ursache hierfür ist die vergleichsweise kurze Beleuchtungsphase zu vermuten. Auch erscheint Sand als Bodengrund aufgrund seiner höheren Lagerungsdichte eher ungünstig zu sein. Inwieweit der Wasserchemismus oder fehlende Düngezusätze einen Einfluss gehabt haben, kann derzeit nicht gesagt werden. Zudem gibt es unter den Seecichliden einige Species (wie Tropheus) die gerne auch mal etwas „Salat“ nibbeln.

Zusammenfassend lässt sich Limnophila sessiliflora als attraktive und interessante Alternative zu Cabomba-species einstufen. Als Begrünung des ostafrikanischen Barschbeckens sollte man aber besser auf andere Pflanzen (Anubias, Microsorium) zurückgreifen. Neben L. sessiliflora gibt es noch zwei weitere Arten im Handel: L. indica und L. heterophylla. Beide Species sehen der L. sessiliflora sehr ähnlich und haben nach Literaturangaben auch vergleichbare Kulturansprüche. Sollte bei der Aquarienbegrünung die Qual der Wahl eintreten, ist der Einsatz von Limnophila statt Cabomba ein lohnenswerter Versuch.

Eckhard Fischer, Aquarienverein Hildesheim

Literatur:

Kasselmann, C.: Aquarienpflanzen, Ulmer-Verlag, 3.Auflage, 2010