Lefua costata

19.01.2018
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„Lefua costata“  Eine perfekte Schmerle?

Wie das in der Aquaristik oft so ist, einer kennt einen der einen kennt der  …..

Von diesem einen hörte ich eine spannende Geschichte! Ein aquaristisch nicht uninteressierter Reisender brachte sich von einem Aufenthalt in Südkorea, einige Schmerlen mit. Wie sich später herausstellen sollte, sind meine Tiere wohl von Martin Breil mitgebacht worden (siehe auch OTT, 2011)

Diese Tiere, die aus dem Grenzgebiet zwischen Süd-und Nordkorea stammen sollten, verbrachte er in seinen heimischen Gartenteich und holte nach gewisser Zeit einige Nachzuchten aus diesem hervor.

Lefua costata, Paar

Das weckte natürlich sofort mein Interesse und ganz zufällig hatte mein Bekannter auch noch Tiere hiervon bekommen. Als er dann auch noch erzählte, diese würden hauptsächlich im Freiwasser schwimmen, die Geschlechter könne man unterscheiden und sie würden sich auch noch im ungeheizten Aquarium wohlfühlen, war es um mich geschehen. Ich musste natürlich unbedingt einige von diesen interessanten Tieren bekommen.

Mein Bekannter Rüdiger, der ja einen kannte der…, reichlich Nachzuchten bekommen hatte und hat, sicherte mir zu, dass auch ich von ihm einige Lefua bekomme.

Also zogen im März 2009 tatsächlich zehn ca. 4 cm lange Lefua costata bei mir in ein 200 Liter fassendes Aquarium ein. Dieses steht in einem ungeheizten Kellerraum, der ansonsten hauptsächlich zur Haltung und Nachzucht von Garnelen und nordamerikanischen Elassoma  Arten genutzt wird. Meine Wasserwerte hier: Leitfähigkeit von 160-300 µs/cm, einem pH-Wert von 6,5-7,5 und eine mittlere Wassertemperatur von 20°C. Die Karbonat- sowie Gesamthärte habe ich zwar nicht separat gemessen, diese liegen bei mir aber in der Regel bei ca. 1-2° KH und 4-5° GH.

Die jungen Lefua costata haben sich zunächst erst einmal so richtig eingelebt. Sie wurden mit gutem Frostfutter in Kondition gebracht. Erstaunlicherweise verhalten sich die L. costata nicht so, wie man es eigentlich von Schmerlen erwartet, denn sie schwimmen fast ausschließlich im freien Wasser und stehen dort gern in der stärksten Filterströmung!

Es dauerte dann auch nur wenige Wochen und die Weibchen hatten einen deutlichen Laichansatz. Die Weibchen kann man tatsächlich auch ohne diesen recht gut erkennen, denn sie sind auf hellem Grund mit dunklen Sprenkeln überzogen. Im Gegensatz dazu haben die Männchen einen durchgehenden dunklen Streifen. Außerdem sind bei mir die Weibchen insgesamt mit ca. 8 cm etwas größer als die Männchen, die bei mir nur etwa 6-7 cm Größe erreicht haben. Ob die Tiere damit bereits ausgewachsen sind, ist mir nicht klar, da In den spärlich vorhandenen Informationen, die ich im Internet finden konnte, von 10-12 cm die Rede ist.

Lefua costata-Männchen

Nun konnte ich auch vermehrt Aktivitäten seitens der Männchen beobachten, die die Weibchen nun öfters verfolgten und reges Interesse an diesen zeigten. Zwar konnte auch ein Stupsen der Männchen in die Seiten der Laichvollen Weibchen beobachtet werden, aber eine Eiabgabe konnte ich allerdings nicht erkennen. Auch nahm der extreme Leibesumfang des kräftigsten Weibchens auch nicht sichtbar ab.

Daher entschloss ich mich, das aktivste Paar (dies war auch das größte Weibchen mit dem enormen Laichansatz, allerdings auch das kleinste Männchen) herauszufangen und dieses separat in einem vorbereiteten Ablaichbecken anzusetzen. Hierzu verwendete ich ein ca. 50 Liter fassendes Aquarium, in dem sich ein Laichrost befand, wie man ihn z. B. für die Salmler- oder Barbenzucht verwendet. Über dem Laichrost habe ich Javafarn sowie Javamoos als Laichsubstrat platziert.

Leider passierte in den nächsten beiden Tagen erst einmal gar nichts mehr, denn völlig ungewöhnlich für diese hauptsächlich im Freiwasser schwimmenden Schmerlen, lagen diese nun nur noch in den Pflanzen und waren völlig inaktiv. Selbst bei Fütterung mit lebenden weißen Mückenlarven gingen sie nur sehr zögerlich an diese.

Ich erinnerte mich an die Barbenzucht, bei der man ja oft auch ein zweites Männchen hinzusetzt, um Aktivitäten auf mehrere Tiere zu verteilen, und machte es genauso.

Lefua costata – Weibchen

Dies war wahrscheinlich dann der Auslöser, denn ich bemerkte sofort nach dem Einsetzen des zweiten Männchens auch eine erhöhte Aktivität des bereits im Becken befindlichen Pärchens. Bereits am selben Abend konnte ich ähnliche Balzaktivitäten beobachten, wie sie bereits im Hälterungsaquarium schon zu sehen waren. Hierbei verfolgten nun beide Männchen das Weibchen und versuchten sich, an dieses anzuschmiegen, in die Seite zu stupsen. Sogar so etwas wie eine T-Stellung (wie wir es von Panzerwelsen her kennen) konnte beobachtet werden. Aber leider fand noch keine Eiablage statt.

Als ich dann am nächsten Tag, es war der 27.01.2010, in das Aquarium schaute war es dann leider schon passiert, die gesamten Pflanzen und auch die Scheiben waren überseht von bereits verpilzten Eiern! Auch im unteren Bereich, unterhalb des Laichrostes, war der gesamte Boden mit Eiern überseht. Es waren so viele, dass es mir unmöglich war auch nur annähernd die Anzahl zu bestimmen. Die verpilzten Eier hatten einen Durchmesser von gerade mal 1 mm (ermittelt mit einem Micrometer). Da ich keine befruchteten Eier finden konnte, kann ich leider auch nichts zu deren Größe sagen.

Am 30.1.2011, also nach bereits 3 Tagen konnte ich dann aber doch frisch geschlüpfte Larven entdecken. Diese hingen, meist mit dem Kopf nach oben an den Scheiben und Pflanzen und hatten bereits eine Länge von 3,5-4 mm. Obwohl ich am Anfang dachte, es wären alle Eier verpilzt, konnte ich nachfolgend noch 150 Lefua costata aufziehen. Das zeigt mal wieder, dass man sich nicht immer nur auf seine Augen verlassen, sondern auch mit Überraschungen rechnen sollte.

Die Larven schlüpfen bei 22C° nach ca. 3 Tagen und hängen wie bereits beschrieben meist mit dem Kopf nach oben an den Scheiben und den Einrichtungsgegenständen. Direkt nach dem Schlupf haben sie eine Größe von 3,5-4 mm und stehen dann nach ca. 4-5 Tagen im Freiwasser. Sie zeigen dann die ersten, nur mit den Augen erkennbaren, Bewegungen.

Dies ist nun der Zeitpunkt, an dem man mit der Fütterung beginnen sollte. Leider können sie zu diesem Zeitpunkt noch keine frischgeschlüpften Artemia bewältigen, aber man kann sich mit Pantoffeltieren und Microwürmchen sehr gut behelfen. Hier waren bei mir keine Ausfälle zu verzeichnen. 14 Tage nach dem Schlupf, also ca. 10 Tage nach dem Freischwimmen, nehmen sie dann auch sicher Artemia, und man ist aus dem Gröbsten raus.

Besonders Interessant erscheint mir die Tatsache, dass die kleinen Lefua costata nach gut 3 Wochen dann zu einer bodengebundenen Lebensweise übergehen. Dieses Verhalten zeigen sie dann allerdings auch nur eine knappe Woche, um dann wieder im Freiwasser zu stehen und bevorzugt hier Nahrung aufzunehmen! Was die kleinen Lefua bei mir dazu bewegt hat und ob dieses Verhalten auch unter anderen Aufzuchtbedingungen normal ist, vermag ich nicht zu sagen. Dies sollte in der Zukunft noch beobachtet werden und macht das Ganze nur noch interessanter.

Das Wachstum geht bei guter Fütterung und häufigen Wasserwechseln recht schnell. Sie erreichen bereits nach 3 Wochen 15 mm, um dann nach 3 Monaten schon 4 cm groß zu sein. Zu diesem Zeitpunkt können dann auch schon die ersten Männchen an den sich bereits erkennbaren Längsstreifen in der Körpermitte identifiziert werden.

Abschließend bleibt mir noch zu erwähnen, dass es sich um eine sehr interessante Art handelt, die sich durch ihre Lebensweise sowie die gute Verträglichkeit auszeichnet. Insbesondere ihre leichte Züchtbarkeit  und ihre Anspruchslosigkeit machen sie für die Aquaristik besonders ansprechend.

Es bleibt abzuwarten, ob sich Lefua costata in unseren Aquarien durchsetzen wird, ob in Zukunft nur noch plakative Farben bei Fischen das Wichtigste sein werden, oder ob sich mit solchen nicht so farbigen Fischen nur noch Spezialisten beschäftigen werden, denen es um Verhaltensbeobachtungen und Nachzucht neuer Arten geht.

Armin Senger, Aquarienverein Hildesheim

Literatur:

Ott, G.:  Acht Barteln und noch mehr Nachwuchs-Lefua costata2011, Aquaristik Fachmagazin,

Jg.43(3), S. 60-64, 219/2011

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