Ein neuer Schrägsteher aus dem Rio Xingú?

03.01.2020
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Von Stanley WEITZMAN wurde 1957 der uns allen aquaristisch gut bekannte Schrägsteher Thayeria boehlkei beschrieben. Die Art kommt demnach aus dem Einzug des Rio Araguaia in Brasilien und im Peruanischen Teil des oberen Amazonas vor. Geografisch liegen diese Gebiete weit auseinander.

Anfang August unterhielt ich mich bei einem Besuch der Fa. Panta Rhei in Brelingen mit Jens GOTTWALD über einen Schrägsteher, der vor einiger Zeit aus dem Rio Xingú-Einzug importiert wurde. Die beiden Beifang-Tiere sehen dem uns bekannten Boehlkei-Schrägsteher täuschend ähnlich und wurden daher als Thayeria cf. boehlkei angesprochen. Von rechts oberhalb der Kiemen zieht sich ein schwarzes Band bis in den unteren Caudal-Flossenlappen hinein. Der Rückenbereich der Tiere erscheint je nach Lichteinfall graugrün- bis leicht rotbräunlich und smaragdgrün, während die Ventrale hell-silbrig bis beige-gelblich gefärbt ist. Die Tiere stehen und schwimmen stets in einer schrägen Körperhaltung, mit ihrem Kopf nach oben orientiert.

Der Schrägsteher Thayeria cf. boehlkei vom Rio Xingú

Es handelt sich zusammenfasend um lebhafte aber friedliche Tiere, die eine Größe von etwa 3-3,5 cm haben. Die Tiere halten sich gerne im freien mittleren Wasserbereich oder aber auch in der Nähe der Wasseroberfläche auf. Als Futter werden alle gängigen Sorten bereitwillig angenommen, solange sie nicht zu grob sind. Es handelt sich um pelagial, im freien Wasserbereich orientierte Tiere, die ich nie bei der Nahrungssuche am Boden des Aquariums beobachten konnte. Dazu passt auch gut ihre schräge Steh- und Schwimmhaltung, mit der sie sich signifikant von anderen Salmlern unterscheiden.

Schrägsteher werden regelmäßig (gewerblich) nachgezogen, weshalb sie auch stets auf den Stocklisten und im Fachhandel vorzufinden sind.

Vermutlich dürften auch die Xingú-Schrägsteher leicht nachzüchtbar sein. Ob es sich nun um einen Vertreter der Art Thayeria bohlkei handelt, müsste durch genauere Untersuchungen belegt werden. Aufgrund der weit auseinander liegenden Vorkommensgebiete in Brasilien und Peru, und der doch recht hohen Ähnlichkeit der Xingú-Tiere mit den Boehlkei-Vetretern, ist nicht auszuschließen, dass es sich um ein und dieselbe Art handelt und das Verbreitungsgebiet doch größer ist als bisher bekannt. Geografisch liegt der Rio Xingú nun weitaus näher am Rio Araguaia als der obere Amazonas in Peru.

Eckhard Fischer, Aquarienverein Hildesheim

Quellen:

Gery, J., Characoids of the world, TFH Pubns. US, 1977

Riehl, R. und Baensch, H.A., Mergus Aquarienatlas – Band 1, 15. Auflage, 2007

Weitzman, S.H., A new species of characid fish, blackline – Thayeria. The Aquarium Journal v. 28 (no. 11): 390–392, 1957

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