Bepflanzung ostafrikanischer Seecichliden-Becken

19.01.2018
|
1298
|

Zur Bepflanzung ostafrikanischer Seecichliden-Becken

Jeder Anhänger bunter Cichliden-Gesellschaften aus den ostafrikanischen Grabenbruchseen kennt die üblichen Unterwasserlandschaften aus Steinen (Kalkplatten, Lochgestein etc.) und Quarzkies. Dabei gibt es dann doch einige Aquarianer, denen etwas grüne Farbe im Becken (neben den Bewohnern) zur Abrundung der Unterwasserlandschaft fehlt. Schnell ergibt sich die Frage, gibt es Pflanzen, die aus den großen ostafrikanischen Binnenmeeren stammen und in unsere Becken passen würden. Prinzipiell ja, aber entsprechende Arten direkt aus den Seen werden vom Handel bis jetzt leider nicht angeboten. Gleichwohl in den Seegewässern keine Pflanzenmassenbestände vorkommen, so findet man hier doch recht bekannte Pflanzengattungen: Valisnerien (Valisneria spiralis var. denseserrulata), Laichkraut-Arten (Potamogeton pectinatus u. schweinfurthii), Hornkräuter (Ceratophyllum demersum), Tausendblätter (Myriophyllum spicatum) oder Nixkräuter (Najas).

Entscheidend bei der Pflanzenkultur im Ostafrika-Becken sind zum einen die besonderen wasserchemischen Bedingungen (pH-Werte mindestens 7,5-8,5) zu berücksichtigen, aber auch der Umstand, dass einige unserer Unterwasserfreunde auch gerne Pflanzliches zu sich nehmen. Da die oben aufgeführten Pflanzenarten im Handel auch aus anderen Herkunftsquellen erhältlich sind, kann man beispielsweise einen Versuch mit Hornkraut oder Laichkräutern starten. Dies ist immer einen Versuch Wert, insbesondere, wenn das Becken Bewohner wie Cyprichromis oder Sandcichliden aufweist. Ich selbst habe mehrere Anläufe mit Valisnerien gestartet, habe aber nie einen längeren Erfolg in der Kultur dieser Pflanzen im Ostafrika-Becken gehabt. Es gab aber auch Aquarianer-kollegen, die damit eine gute Hand beweisen konnten. Vielleicht ist dies gelegentlich mal eine Frage des berühmten grünen Daumens.

Unter Beachtung der vorgenannten Bedingungen bin ich auf die Suche nach Alternativpflanzen gegangen, die weitgehend den oben beschriebenen Randbedingungen genügen können. Und da ergaben sich einige Möglichkeiten, über die ich hier berichte.

Anubias-Arten (Afrikanische Speerblätter): Anubias haben sich bei mir als sehr ausdauernde Bepflanzungselemente erwiesen. Durch ihre hartblättrige Belaubung sind sie sehr widerstandfähig gegenüber unseren der Pflanzenvertilgung zugeneigten Unterwasserfreunden. Gleichwohl die Anubias-Arten aus westafrikanischen Biotopen stammen, die eher einen Wasserchemismus mit niedrigeren pH-Werten aufweisen, so sind sie doch hier sehr anpassungsfähig. Anubias-Arten besitzen zudem den Vorteil, durch ihren Wurzelstock bedingt einfach nur unter einen Stein geklemmt wachsen zu können. Als bekanntes Beispiel sei die Anubias barteri genannt. Das Gesagte gilt aber auch für alle anderen Anubias-Arten.

Microsorium pteropus (Javafarn): Auch der Javafarn ist ein sehr dankbarer Pflegling. Die Blätter beinhalten Bitterstoffe, die unsere Cichliden vor einem ekelhaften Genuss bewahren. Von den Anforderungen gilt das gleiche wie bei den vorgenannten Anubien.

Cryprocorynen (Wasserkelche): Das Reich der asiatischen Wasserkelche ist riesig groß, sodass es auch hier Arten für einen Einsatz im ostafrikanischen Seebecken gibt. Jedoch weisen die Wasserkelche nicht die Blattqualität auf, wie die vorgenannten Pflanzen. Manchmal steht man im Handel oder bei einem Cichlidenzüchter vor einem Becken, das mit von Cryptocorynen regelrecht zugewuchert ist. Die Blätter sind unendlich lang und weisen eine genoppte Blattspreite auf. Es handelt sich hierbei um die Cryptocoryne aponogetifolia. In eigener Kultur konnte ich diesen Erfolg bestätigen. Jedoch gibt es einige Freunde wie Mbunas oder Tropheus, die sich gerne an diesem köstlichen Salat vergreifen. Insgesamt konnten sich die Cryprocorynen bei mir trotzdem behaupten. Eine weitere sehr ähnliche, aber kleiner bleibende Art ist z. B. die Cryptocoryne balansae, für die das Gleiche gilt.

Echinodorus (Schwertpflanzen): Bei den südamerikanischen Schwertpflanzen sind die Verhältnisse ähnlich wie bei den Wasserkelchen. Trotzdem viele Arten nichts für ein Cichlidenbecken sind (Wasserchemismus, Fraßschäden) gibt es dennoch auch hier Pflanzen, die einsetzbar sind. Als Beispiel möchte ich hier die Echinodorus urugayensis nennen, die ich seit mehreren Wochen im Einsatz habe und sich sehr gut hält. Auch habe ich von anderen Vereinskollegen hier schon positive Erfahrungen mit anderen Arten vernommen. Hier sollte man sich orientiert an den Ansprüchen der einzelnen Pflanzen einmal selbst versuchen.

Crinum thaianum (Thailändische Hakenlilie): Nach meinen vergeblichen Versuchen mit Valisnerien unterschiedlicher Arten habe ich mich an die Hakenlilie gewagt, die einer Riesenvalisnerie auf den ersten Blick sehr ähnlich aussieht. Es ist keine Pflanze für Unterwasserrüpel. Für ein Becken besetzt mit Fadenmaulbrütern, Cyprichromis, Schnecken- und Sandcichliden aber eine empfehlenswerte Begrünung.

Es bleibt sicher noch die Frage offen, welche Erfahrungen gibt es mit dem recht dicht gelagerten Quarzsand, der nicht unbedingt jeder Pflanze als günstiger Wuchsfaktor liegt. Man kann bei den Microsorien oder den Speerblättern den o.g. Weg gehen, die Pflanze einfach unter einen Stein klemmen. Ich habe aber auch gute Ergebnisse damit erzielt, dass ich die gut durchwurzelten Pflanzen einfach in ihrem Kulturtopf belassen habe. Diesen habe ich so in das Becken eingebracht, dass Steinen wie Untergrundmaterial zugedeckt und somit nicht mehr sichtbar war. Es sei hier darauf hingewiesen, dass die in den Gärtnereien häufig als Kultursubstrat eingesetzte Mineralwolle in Kiemen gelangen und somit Fische schädigen kann. Daher sollte auf eine entsprechende Abdeckung gesorgt werden. Ich konnte so bisher noch keine Schäden an Fischen feststellen und die Pflanzen dankten es mit gutem Gedeihen.

Die o.g. Pflanzenarten sind in ihren Anforderungen sehr genügsam und besitzen eine geringe bis maximal mittlere Lichtbedürftigkeit. Eine gelegentliche Eisendüngung kann dem Wuchs förderlich sein, ist aber nicht prinzipiell erforderlich. Eine CO2-Düngung im Ostafrika-Becken verbietet sich natürlich durch die pH-Wert erniedrigende Wirkung der Kohlensäure. Zusammenfassend bieten diese Pflanzen somit alles, um ein ostafrikanisches Seecichliden-Becken zu begrünen.

Vielleicht wäre es für den eingefleischten Ostafrikaner aber auch mal interessant, wenn im Handel echte Seepflanzen angeboten würden!?

Eckhard Fischer, Aquarienverein Hildesheim

Microsorium pteropus

Anubias barteri barteri

Cryptocoryne balansae

Cryprocoryne aponogetifolia

Bolbitis heudelotii

Anubias gracilis

Anubias barteri coffeefolia